Freitag, 9. Oktober 2015

Who am I?

Wer bin ich?

Ich bin mehr als mein Diabetes, mehr als mein Hashimoto, mehr als mein Sicca!

Anstoß zu diesem Beitrag hat mir Thomas von Thomas Diabetes Blog geliefert welchen er für die Blood Sugar Lounge geschrieben hat.

Ich fand seinen Beitrag sehr interessant, er hat mich zum nachdenken angeregt. Während Thomas schon (fast) sein ganzes Leben Diabetes hat habe ich erst seit knapp anderhalb Jahren Diabetes. Nichts desto trotz kenne auch ich dieses "Fremd sein", wenn auch eher "fremd" im eigenen Körper. Es ist nicht einfach zu verstehen was eine chronische Krankheit mit uns anstellt. Es spielt hierbei keine Rolle ob Diabetes, Hashimoto, Rheuma oder sonstige chronische Krankheiten. Sie muss auch nicht autoimmuner Natur sein. Chronisch bedeutet einfach chronisch, da sind wir Patienten alle gleich.

Durch Thomas seinen Beitrag viel mir auf, das ich dieses Gefühl des (mir) Fremdseins schon einmal hatte. Das war als Hashimoto bei mir ausbrach. Der Japaner zeigte sich ziemlich heftig was mich auch psychisch mitgenommen hat. All zu oft wird davon gesprochen das etwas "psychosomatisch" ist, die umgekehrte Form, die "somatopsychischen Erkrankung" wird oft ignoriert. Durch meine eigenen autoimmunen Erkrankungen habe ich viel Kontakt, hatte viel Kontakt mit anderen chronisch kranken Menschen welche alle - manche mehr , manche weniger - unter somatopsychischen Beschwerden leiden. Nachdem mein Japaner gebändigt war ging es mir auch psychisch wieder gut.

Ich stecke gerade irgendwie in der Phase in der ich mir wieder bewusst werde und werden muss das ich mehr als meine Autoimmunkrankheiten bin. In dieser Phase befinde ich mich da es in letzter Zeit wieder nicht all zu einfach war. Hier zum Arzt, da zum Arzt, Ihr kennt das! 

Es ist wichtig sich bewusst zu werden wer und "was" man ist!

Ich weiß noch als ich mit Thomas vor vielen Monaten über dieses Thema gesprochen habe. Er als sehr erfahrener Diabetiker, mit langjähriger Erfahrung und Kontakten zu anderen Diabetikern konnte es natürlich besser beurteilen als ich Newbie auf zumindest dem Gebiet des Diabetes.

Ich war recht lange psychisch stabil und hatte mich an die schlimme Zeit mit dem Hashimoto gar nicht mehr erinnert, ich war mir dieser extremen Zeit gar nicht mehr bewusst. Ich konnte seine Worte gar nicht nachvollziehen. Ich gebe zu, ich hatte manchmal gedacht die ein oder andere Person steigert sich da in etwas zu sehr hinein. Für mich war es nicht nachvollziehbar warum jemand so extrem psychisch reagiert. 


Circa 14 Monate nach meiner Diabetes Diagnose kam bei mir der Knall. Meine Panikattake im Juni! Dies hat alles verändert, sie hat mir gezeigt das es mehr ist als Diabetes, hat mir definitiv meine Grenzen gezeigt. Es ist nicht so schlimm wie damals als Hashimoto ausbrach, dennoch bin nich heute eher in der Lage die Grenzen einzuschätzen, meine Grenzen einzuschätzen, auf meinen Körper zu hören. Ich bin mir dieses Gefühl des Fremdseins bewusst geworden. Durch die Kontakte zu anderen chronisch kranken Menschen wurde ich mir bewusst wie ich dieses Gefühl erlebe und empfinde. In erster Linie ist es das Gefühl der Leere. Sich - nicht permanent - leer zu fühlen. In diesem Augenblick kein Gefühl, kein Gedanke zu haben. Es ist einfach ein Loch vorhanden. Von diesen "Löchern" haben mir auch schon andere Patienten berichtet. Damit umzugehen ist für keinen von uns einfach, ich für meinen Teil kann sie inzwischen gut wahrnehmen. Ich bin in solch einem Moment eher sehr still, kann nicht reden, höre Musik. 

Ich für meinen Teil habe gemerkt, wenn ich Tempo aus meinem Leben nehme, mich aus der Onlinewelt zurückziehe, mich mit für mich sehr wichtigen Menschen unterhalte es mir besser geht. 

Ein extrem wichtiger Mensch ist "Polly". Durch Polly habe ich das Problem des "nicht-essen-könnens" fast nicht mehr, auch wenn es die letzten Tage wieder häufiger vorhanden ist. 

"Polly", führt mich zu einem weiteren Aspekt welcher mir gerade einfällt. Thomas hatte mir ebenfalls vor vielen Monaten gesagt Diabetiker seien "kuschelbedürftig". Ich habe schmunzeln müssen und dies noch weniger verstanden als den psychischen Aspekt. Heute weiß ich er hatte recht mit dieser Aussage. So konnte ich durch bewusstes wahrnehmen sehen, dass es auch unter den Diabetikern viele kuschelbedürftige Menschen gibt. Ich konnte sehen wie sehr Diabetes diese Menschen zusammen schweißt, wie innig diese Freundschaften sind. 

Ich muss gerade schmunzeln und verdrehe die Augen. Ja ich hätte nie gedacht das ich so jemand bin, so jemand werde, so "kuschelbedürftig". Aber auch hier war die Panikattake im Juni ein Auslöser dafür wie ich "kuschelbedürftig" ich heute bin. 

Ich wünsche mir für alle chronisch kranken Menschen welche dieses Gefühl der "Kuschelbedürftigkeit" verspüren, dass sie ebenfalls einen Menschen finden welcher so "kuschelbedürftig" wie sie selbst es sind, ist. So einen Menschen wie ich in "Polly" gefunden habe.

Ich muss noch etwas ergänzen: Ich habe beobachtet, das es in der Regel immer Menschen sind welche selbst die gleiche Krankheit haben die einem so nahe stehen. Meist kann ein Partner oder gute Freunde einem gar nicht so nah sein wie es diese eine Person ist. Ein großer Faktor ist sicherlich die gleiche Krankheit. Auch wenn uns unsere Partner und Freunde verstehen, sagen das sie uns verstehen so können sie uns gar nicht verstehen. Sie durchleben einfach nicht das gleiche wie wir!


Liebe Grüße

Sabrina

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